So stärken Sie Ihr Team!

Die Begriffe „Polykrise“ oder „multiple Krisen“ machen derzeit Karriere. Kein Wunder, denn in den vergangenen Jahren hat eine Krise die nächste abgelöst. Manche sehen den Beginn 2015 mit den damals hohen Flüchtlingszahlen, andere 2019 mit der Corona-Pandemie. Es folgen: Ausweitung des Ukrainekrieges, Inflation, Krieg in Gaza und und und. Denn das sind ja nur die prominentesten Brandherde der Welt, zahlreiche Konflikte toben mehr oder minder prominent in vielen Regionen. Zudem beschäftigen uns langfristige Trends wie Künstliche Intelligenz. Und aktuell scheint ein Zoll- und Handelskrieg zu drohen. Unabhängig von den realen Auswirkungen aufs Geschäft – im Agrarbusiness etwa zeitweise hohe Importe aus der Ukraine und aktuell eben die Sorge um Zölle und daraus folgende mögliche Veränderungen im Handel mit landwirtschaftlichen Produkten – haben diese Krisen Auswirkungen auf die Menschen. Und oft auch auf deren Leistungsfähigkeit – spätestens hier sind wir dann auch bei möglichen Problemen für das Geschäft.
Ein Betrieb kann keine Krisen abstellen. Aber Unternehmen sind deren Einflüssen auf ihre Beschäftigten auch nicht völlig ausgeliefert. Aus der psychologischen Forschung ist bekannt, dass manche Menschen besser mit krisenhaften Entwicklungen zurecht kommen als andere. Sie können aushalten, was andere verzweifeln lässt – das nennt die Psychologie Resilienz. Man liest auch Begriffe wie „seelisches Immunsystem“ als Erklärung, abgeleitet von der Medizin: Menschen mit schwachem Immunsystem bekommen schnell und oft eine Erkältung, solche mit starkem hingegen nur selten. Etwas passender erscheint der Begriff „Anpassungsfähigkeit“, denn es geht bei Resilienz nicht darum, Probleme und Krisen einfach nur zu verdrängen. Das führt oft nur dazu, dass sie dann später und mit umso größerer Wucht zurück kehren. Resiliente Menschen sind dagegen solche, die sich an Krisen und Herausforderungen besser anpassen, besser mit ihnen umgehen können.
Die psychologische Forschung geht überwiegend davon aus, dass Resilienz ein Prozess ist, nicht angeboren. Das bedeutet, sie lässt sich üben,trainieren, verbessern. Jedenfalls zum Teil, denn zur hohen Resilienz gehören Persönlichkeitsmerkmale und frühkindliche Prägungen – Bereiche, die bei Erwachsenen kaum noch zu beeinflussen sind. Andere Resilienz-Faktoren hingegen schon. Aber: Hüten Sie sich vor Trainings, die schnellen Erfolg versprechen. Die Verbesserung der persönlichen Resilienz ist wie ein Langstreckenlauf, nicht wie ein Sprint.
Generell ist das Training von Soft-Skills hilfreich. Wohlbefinden und Zufriedenheit sind wichtige Voraussetzungen, ebenso Verbundenheit im Team. Menschen, die Kontrolle über ihr Tun haben und zugleich die Freiheit, Entscheidungen zu treffen, sind oft resilienter als andere. Zur Gestaltungsfähigkeit kommt die zur Improvisation dazu. Schließlich hilft es auch, die Konfliktfähigkeit sowie die Akzeptanz von Kritik zu stärken. Voraussetzung dafür ist wiederum eine offene Kommunikationskultur mit Feedback und Anerkennung. Letztlich kann daraus eine Kultur der Eigenverantwortung und der Lösungsorientierung entstehen – die aber echt sein muss. Aufgesetzter Schein-Optimismus, der auf nicht mehr basiert als darauf, Negatives zu verdrängen, hilft nicht. Ein Gefühl der Sicherheit für alle im Team hingegen schon. Diese Sicherheit sollte die Möglichkeit einschließen, dass mal etwas negativ ist. Aber eben Strukturen geben, in denen negative Dinge be- und damit verarbeitet werden können. So kann auf mittlere und lange Sicht ein echtes Teamgefühl entstehen und das kann sogar so stark werden, dass es auch die weniger resilienten Teile mitträgt. Aber machen Sie nicht den Fehler, Dinge schönzureden oder Zwangsoptimismus zu verbreiten und die etwas ängstlicheren oder negativeren Teile des Teams mehr oder minder deutlich abzuwerten. Mit solchem Verhalten werden Sie keine resilienten Teams schaffen.