Dem Ausbildungsabbruch im Agrarbusiness vorbeugen

Die Gründe für einen Ausbildungsabbruch sind vielfältig. Viele Abbrecher wechseln nur den Beruf oder den Ausbildungsbetrieb – sind also in der gesellschaftlichen Perspektive kein wirklicher Abbrecher. Aus Sicht des Betriebes, in dem die Ausbildung abgebrochen wird, ist das trotzdem schlecht. Denn es bedeutet einigen Aufwand, Azubis zu suchen, zu finden und zu gewinnen. Die Entscheidung zum Abbruch fällt dann meist nicht kurz nach Ausbildungsstart, sondern erst nach ein paar Wochen oder gar Monaten – wenn der künftige Nachwuchs bemerkt, dass ihm die Ausbildung oder der Betrieb nicht gefällt und meist auch erst dann, wenn er oder sie etwas Neues gefunden hat. Der Alt-Betrieb steht dann mitten im Ausbildungsjahr ohne Azubi da, hat seine Investitionen in den Sand gesetzt und eine Arbeitskraft fehlt auch. Mitten im Ausbildungsjahr ist es schwer, Ersatz zu finden. Wie können Betriebe frühzeitig bemerken, dass ihre Azubis die Lehre nicht durchhalten – und was können sie unternehmen?
Wer ein vernünftiges Verhältnis zu den Beschäftigten im Betrieb hat, sollte auch die Warnhinweise, die einem Ausbildungsabbruch häufig vorausgehen, ohne Probleme bemerken. Denn vor einem Ausbildungsabbruch zeigen sich häufig Verhaltensänderungen bei Azubis. Wenn deren Arbeitsengagement sinkt, Lustlosigkeit, Fehlzeiten, Krankmeldungen oder Fehler und Versäumnisse zunehmen, kann das mit nachlassendem Interesse an Ausbildung und/oder Betrieb zusammenhängen. Auch im Sozialverhalten zeigen sich oft Warnhinweise wie etwa abnehmendes oder fehlendes Interesse an Betrieb, Tätigkeit, Team und gemeinsamen Aktivitäten, am Lernstoff und an Kritik zur persönlichen Verbesserung, zunehmende Gereiztheit und Lustlosigkeit.
Wenn die für Ausbildung im Betrieb zuständigen Personen solche Verhaltensänderungen wahrnehmen – dauerhaft und/oder zunehmend, denn natürlich kann jemand auch einfach nur mal einen schlechten Tag oder eine schlechte Phase haben – dann haben sie die Chance, einzugreifen und einen Abbruch noch zu verhindern. Erster Schritt nach der Beobachtung sollte immer ein persönliches Gespräch sein. Darin Vorwürfe vermeiden, statt dessen Vertrauen und Interesse zeigen. In einer nicht-konfrontativen Situation werden Azubis viel eher bereit sein, offen über ihre aktuelle Lebenssituation und ihre Sicht auf die Ausbildung zu sprechen. Dann lassen sich Gründe für das aktuelle Verhalten herausfinden und eine Einschätzung, ob der Abbruch der Ausbildung droht oder nicht.
Wenn die Ist-Situation klar erscheint, lassen sich Gegenmaßnahmen treffen. Und das ist oft gar nicht so schwierig. Gibt es beispielsweise Probleme im Privaten, kann vielleicht eine vorübergehend verringerte Arbeitsintensität oder erhöhte Fehlertoleranz schon zu einer Verbesserung der Situation und damit einer Stabilisierung des Ausbildungsverhältnisses führen. Auszubildende sind noch sehr jung und manchmal von Dingen wie Umzug, Bankangelegenheiten oder auch nur hohen Spritkosten für den langen Weg zum Betrieb überfordert. Dann können Maßnahmen wie Anpassungen der Arbeitszeiten, Spritkostenzuschuss oder auch ganz einfach ein wenig Rat rasche Verbesserungen bringen. Sind es betriebliche Gründe, die Unzufriedenheit mit der Ausbildung erzeugen, kann vielleicht ein Wechsel des Bereichs oder des Teams helfen. Vielleicht gar ein Wechsel des Ausbildungsberufs innerhalb des Betriebs, sofern möglich. Auch Unterforderung durch zu viel monotone Hilfsarbeiten ist ein Grund für Ausbildungsabbruch. Sie haben vielleicht erfolgreich Azubis geworben, die sprachlich, von der Herkunft her oder aus anderen Gründen vom Durchschnitt abweichen? Dann könnte auch Diskriminierung durch Kollegen hinter einem sich abzeichnenden Ausbildungsabbruch stecken.
Schließlich ist es immer eine gute Idee, im Betrieb für ein gutes Klima zu sorgen – und dabei die Azubis nicht zu vergessen. Und dies umso mehr, wenn sie in der Vergangenheit bereits Ausbildungsabbrüche hatten. Beschäftigte, die sich wertgeschätzt und anerkannt fühlen – und dafür reicht schon, persönliches Interesse an ihnen zu zeigen, gute Leistung zu loben, Möglichkeiten für Mitgestaltung zu eröffnen sowie Erfolgserlebnisse und auch Teamleben zu ermöglichen und zu fördern – identifizieren sich stärker mit dem Betrieb und bleiben ihm in der Folge auch treuer. Das gilt für Azubis ebenso. Betriebe, die externe Hilfe in Anspruch nehmen möchten, finden bei den zuständigen Kammern oder auch beim Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Unterstützung.