Betriebliches Gesundheitsmanagement optimieren durch Digitalisierung

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist schon lange im Unternehmensalltag angekommen. Corona und die Digitalisierung verändern es nun stark. Was ist dabei zu beachten, wie können Betriebe aus der Agrarbranche davon profitieren?
Veröffentlicht am 15.06.2022
Betriebliches Gesundheitsmanagement optimieren durch Digitalisierung

In Zeiten des Fachkräftemangels gilt noch mehr als zuvor: Die Belegschaft ist ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Erfolgsfaktor für Unternehmen. Deshalb nimmt das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) das Wohlbefinden der Menschen im Unternehmen in den Blick, denn nur gesundes Personal ist in der Lage, volle Leistung zu liefern. Der Fachkräftemangel verschärft diese Thematik, denn für Beschäftigte, die aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden, ist schwer Ersatz zu finden. Kein Wunder also, dass in den zurückliegenden Jahrzehnten sich das BGM immer stärker durchgesetzt hat und zuvor getrennte Bereiche wie Arbeitsschutz, Gesundheitsförderung, Suchtvorbeugung oder Eingliederungsmanagement zu einem ganzheitlichen Ansatz verschmolzen sind.

BGM versucht, für die Beschäftigten im Betrieb optimale Bedingungen zu schaffen, indem Belastungen reduziert sowie gute Arbeitsbedingungen, Lebensqualität im Job und die Gesundheit gefördert werden. Das ist keine Selbstlosigkeit der Unternehmen, denn diese profitieren davon durch niedrigere Fehlzeiten, motiviertere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und eine höhere Qualität der eigenen Produkte und Dienstleitungen. Außerdem zahlt ein gutes BGM auf den Ruf des Unternehmens ein und erleichtert damit die Personalgewinnung. Und wer nun denkt, dass sei eine Einrichtung für Schreibtisch-Beschäftigte im urbanen Umfeld: Die Niedersächsischen Landesforsten mit fast 1400 Beschäftigten, davon rund ein Drittel als Forstwirt/in mit schwerer körperlicher Arbeit im Wald, haben schon vor mehr als zehn Jahren Preise für ihr BGM eingeheimst.

Betriebe wie die Niedersächsischen Landesforsten haben an weit verstreuten Standorten jeweils recht kleine Zahlen an Beschäftigten. Das macht ein zentrales BGM im Betrieb ebenso schwierig wie es die Corona-Pandemie mit dem Homeoffice beispielsweise für große Agrarhandelsorganisationen gemacht hat – wie soll man Gesundheits- oder Präventionsangebote in Form von Kursen oder Vorträgen machen, wenn nur ein kleiner Teil der Belegschaft vor Ort ist? Und auch große landwirtschaftliche Betriebe haben nur selten die gesamte Belegschaft an einer Stelle versammelt. Die durch Corona sprunghaft gestiegene Verbreitung digitaler Meeting-Technologien wie Zoom oder Teams erleichtert es enorm, weit verstreute Betriebsteile oder Beschäftigte einzubinden und ebenso Kolleginnen und Kollegen im Homeoffice. Selbstverständlich lassen sich aber auch Übungseinheiten digital organisieren, darauf haben sich viele Anbieter von Yoga-, Rücken- oder anderen Fitnesskursangeboten in den letzten beiden Jahren eingerichtet. Arbeitgeber können hier mit relativ geringem Mitteleinsatz für gute Stimmung und Motivation zur Teilnehme sorgen, indem beispielsweise ein Set mit Übungsmatte, Theraband und Faszienrolle oder ähnliche Aufmerksamkeiten nach Hause gesandt wird. Der positive Einfluss gemeinsamen Sportelns auf das Team lässt sich auch in Online-Formate integrieren, indem beispielsweise reihum Beschäftigte ihre Lieblingsübungen im Rahmen der gemeinsamen Übungsstunde vormachen.

Aber das BGM profitiert von der Digitalisierung noch viel mehr als nur durch die Nutzung digitaler Formate. Fitness-Apps und Wearables – also tragbare Instrumente wie Smartwatches und Fitnessarmbänder oder in Sportkleidung und Trainingsgeräte integrierte, vernetze Sensoren – bieten völlig neue Möglichkeiten. Die stark verbesserte Möglichkeit der Datenerhebung und Evaluation ist hilfreich bei Bedarfsanalyse wie bei Umsetzung und Kontrolle von Maßnahmen. Birgt aber auch enorme datenschutzrechtliche Fallstricke, weshalb kompetente Beratung zu diesem Aspekt unbedingt gesucht werden sollte. Außerdem sollte beachtet werden, dass bisher noch nicht sehr gut erforscht ist, inwiefern digitale Angebote selbst Stress durch ihren oft hohen und nachdrücklichen Aufforderungscharakter erzeugen.

Dafür bieten digitale Angebote aber die Chance, viel besser auf unterschiedliche Leistungsstände oder Bedürfnisse innerhalb von Teams und Gruppen einzugehen und trotzdem gemeinsames Erleben zu ermöglichen. Jenseits von Gemeinschaftsangeboten bietet digitales BGM auch die Chance, Gesundheitsangebote fortlaufend in den Alltag der Beschäftigten zu integrieren und damit erfolgreicher zu machen. Unternehmen können außerdem im Ansehen ihrer Beschäftigten – gerade bei den Jüngeren – enorm gewinnen, wenn sie ihnen Zugang zu derzeit stark nachgefragten Geräten wie Fitness-Armbändern oder zu oftmals kostenpflichtigen digitalen Sport- und Gesundheitsangeboten ermöglichen.

Fachinformationsblatt „Digitale Instrumente im betrieblichen Gesundheitsmanagement“ der gesetzlichen Unfallversicherung VBG

https://www.vbg.de/SharedDocs/Medien-Center/DE/Broschuere/Themen/Gesundheit_im_Betrieb/BGM_Digitalisierung.pdf?__blob=publicationFile&v=4