Zwischenfruchtsaat per Drohne

Vom Wirtschaftsjahr 2009/10 bis zum Jahr 2022/23 hat sich die Fläche, auf der Zwischenfrüchte ausgesät wurden, von gut einer auf fast zwei Millionen Hektar fast verdoppelt. Fast zwanzig Prozent der Ackerfläche wurden 2022/23 mit Zwischenfrüchten bebaut, so das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft. Ganz überwiegend wird die Zwischenfrucht als Gründüngung verwendet, nur geringe Teile gehen in Biogasanlagen oder werden als Futter eingesetzt. Politisch gewollt und betrieblich sinnvoll sind Zwischenfrüchte, weil sie Bodenerosion und Nährstoffaustrag mildern und die Biodiversität fördern können. Weitere Gründe zur Zwischenfruchtaussaat können Bodenverbesserung sein, Trennung zweier Kulturen für die Fruchtfolge, Sanierung von Böden mit hohem Befall von Pilzen, Viren, Bakterien oder die „Speicherung“ von Nährstoffen aus tierischen Düngern (Gülle usw.) über den Winter für die folgende Hauptfrucht.
Immer öfter sieht man also – meist im August – Schlepper mit Saatgut ihre Bahnen über die Äcker ziehen. Allerdings bringt der Zwischenfruchtanbau eigenen Probleme mit sich – nicht zuletzt die nach Ernte der Hauptfrucht mittlerweile häufig große Trockenheit im Hochsommer. Hier kann eine Aussaat per Drohne helfen, wie Feldversuche in Niedersachsen und Hessen gezeigt haben. Und zwar dann, wenn die Zwischenfrucht per Drohne in die noch stehende Hauptfrucht vor deren Ernte gesät wird. Denn dadurch kann die Aussaat nach vorne verlegt werden in Zeiten, in denen es meist mehr Niederschläge gibt. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat bei Feldversuchen 2023 und 2024 die Zwischenfrucht einige Tage vor der Getreideernte gesät und bei der Ernte das gehäckselte Stroh gleichmäßig über die Zwischenfruchtsaat verteilt. So wurden über Taubildung ideale Keimbedingungen geschaffen und es gelang an fast allen Standorten eine schnelle und dichte Bodenbedeckung mit der Zwischenfrucht. Natürlich muss bei der Ernte die Stoppelhöhe an den Aufwuchs der Zwischenfrucht angepasst werden. Das Risiko der Schädigung der Hauptfrucht kurz vor der Ernte durch Befahren des Feldes wird ausgeschaltet – mit dem angenehmen Nebenaspekt, dass weniger Überfahrten auch weniger Bodenverdichtung bedeuten.
Agrardrohnen können bis zu 40 Kilo Saatgut mit sich führen, das aus einer Höhe von etwa drei bis vier Metern ausgestreut wird, die Drohne wird zuvor auf gleichmäßige und optimierte Bahnen über dem Acker programmiert. Voraussetzung ist Windstille, weil sich das Saatgut sonst nicht gleichmäßig verteilt. Zudem muss mehr Saatgut als bei der herkömmlichen Aussaat verwendet werden, weil auch bei ruhigem Flug ohne Wind Abdrift stattfindet, die Saatkörner nicht immer Bodenschluss bekommen und auch in den Pflanzen der Hauptfrucht hängen bleiben können.
Dennoch kann die Aussaat per Drohne enorme wirtschaftliche Vorteile haben, wie die Feldversuche zeigten. Bei einer Streubreite von bis zu zehn Metern und 40-Kilo-Saatgutbehälter können sechs bis acht Hektar pro Stunde eingesät werden. Die Kosten dafür liegen laut der Firma Freudenberger Feldsaaten inklusive Arbeitslohn des Drohnenpiloten bei rund 25 Euro je Hektar. Drillsaat kostet hingegen 80 bis 106 Euro je Hektar, so das Informationsportal Ökolandbau.de. Laut Freudenberger ist bei der Vorerntesaat lediglich der Pneumatikstreuer günstiger als Flugdrohnen.
Sicherlich ist die Aussaat per Drohne noch längst kein Standard, aber das Interesse ist groß und an etlichen Orten in der Bundesrepublik gab oder gibt es Versuche. Es ist damit zu rechnen, dass dieses Verfahren zunimmt. Die allermeisten landwirtschaftlichen Betriebe werden dabei auf Dienstleister zurückgreifen, weil die Beschaffung der Drohne und des für einen Einsatz nötigen Fachwissens bei deren Bedienung für einzelne Betriebe kaum wirtschaftlich sein wird.
Wer sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt hat, findet einen guten und günstigen Überblick über das Thema und die wichtigsten Zwischenfrüchte im Praxishandbuch Zwischenfruchtanbau der LWK Niedersachsen.