Knowhow als Erfolgsfaktor im Agribusiness

Auch in der Agrarwirtschaft ist der erfolgreiche Wissenstransfer ein wichtiger Faktor für den geschäftlichen Erfolg – bei produzierenden Betrieben ebenso wie im Agrarhandel. Denn externe Lösungen kosten in der Regel mehr. Was ist wichtig für erfolgreichen Wissenstransfer?
Veröffentlicht am 23.11.2023
Knowhow als Erfolgsfaktor im Agribusiness

Jahrelang lief der Schlepper, und wenn er mal was hatte, konnte der Betriebsleiter das meist ohne Werkstattbesuch beheben. Seit der langjährige Mitarbeiter das Unternehmen verlassen hat, funktioniert das nicht mehr, denn sein Nachfolger kennt diese Maschinengeneration nicht. Die Folge: Zusätzliche Kosten für externe Landtechniker oder Anschaffung einer neuen Zugmaschine. Ähnliche Szenarien sind für alle Maschinen und Geräte am Hof denkbar, ebenso für Methoden und Prozesse. Beispielsweise für das Wissen um die Bodenqualität oder die Wasserflüsse, oder für wichtige Netzwerke zum Agrarhandel, zu anderen Betrieben oder Behörden. Ähnliche Verhältnisse gibt es auch im nicht-produzierenden Teil der Agrarwirtschaft, nur sind es dort eben keine Traktoren und Geräte, sondern vielleicht Handelsprogramme. Oder auch nur Kopierer und Kaffeeautomat.

Ob betriebskritisch oder nice-to-have: Beschäftigte sind Wissensträgerinnen und -träger. Verlassen sie das Unternehmen, nehmen sie ihr Wissen mit, das ist unvermeidbar. Aber es gibt Möglichkeiten, es zugleich im Betrieb zu halten. Wer sich darum nicht rechtzeitig kümmert verliert wichtiges Knowhow. Kleine und mittlere landwirtschaftliche Produktionsbetriebe können sogar Förderung erhalten für Maßnahmen zum gelungenen Wissenstransfer. Ende Juni hat die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) das Merkblatt „Wissenstransfer und Informationsaustausch“ veröffentlicht. Im Rahmen der „Richtlinie zur Förderung der Energieeffizienz und CO2-Einsparung in Landwirtschaft und Gartenbau“ werden auch thematisch passende Maßnahmen zur Information landwirtschaftlicher KMU gefördert. Auch Bundesländer wie beispielsweise der Freistaat Sachsen fördern den landwirtschaftlichen Wissenstransfer.

Zusätzlich zu internen Lösungen und Angeboten von Dienstleistern gehört der Wissenstransfer auch zu den Aufgaben landwirtschaftlicher Verbände. Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL beispielsweise sieht sich als Schnittstelle zwischen Praxis und Forschung. Es betreibt Wissensvermittlung, Feldtage und Demonstrationsnetzwerke und arbeitet mit der von Bioland betriebenen Plattform Agrarpraxisforschung zusammen. Im Bundesprogramm ökologischer Landbau der BLE gibt es ebenfalls Veranstaltungen für den Wissenstransfer und Fachaustausch, ebenso wie bei Landwirtschaftskammern, Landesbetrieben oder Bauernverbänden.

Um einen guten internen Wissenstransfer zu etablieren, ist es zunächst nötig, das betriebsinterne Wissen von seinen Trägern und Trägerinnen zu lösen und allgemein verfügbar zu machen. Das beginnt mit Inventarisierung und benötigt Zeit und Ressourcen, die vom Unternehmen zur Verfügung gestellt werden müssen. Sinnvoll ist es auch, den internen Wissenstransfer zu strukturieren und schon dabei die Wissensträger einzubinden. Denn Möglichkeiten gibt es viele, von Datenbanken über schlichte Info-Blätter bis hin zu Web 2.0-Anwendungen wie beispielsweise Wiki-Seiten. Natürlich ist auch ein direkter Wissenstransfer von einer Person zu einer anderen möglich, hat aber den grundsätzlichen Nachteil, dass das Wissen wieder an eine Person gebunden ist und bei deren Ausscheiden sich das Problem erneut stellt. Bei erfolgskritischem Wissen und plötzlichem Ausscheiden beispielsweise durch eine schwere Krankheit oder gar Tod kann es zu großen Problemen führen, wenn Wissen nirgends nicht-personell gespeichert ist. Um eine gut strukturierte und nutzbare Wissensbasis im Betrieb zu erstellen ist es also sinnvoll, eine einheitliche, leicht verständliche und nutzbare und auf die jeweiligen Bedingungen angepasste Speicherstruktur zu schaffen. Dann muss diese befüllt werden, wofür die Träger des Wissens eventuell Unterstützung durch Moderation oder Coaches benötigen, in jedem Fall aber ausreichend Zeit und Gelegenheit. Damit die entstehende Wissensbasis auch genutzt wird, sollten deren Vorteile im Unternehmen breit demonstriert und zur Nutzung ermuntert werden. So kann es gelingen, einen erfolgreichen Wissenstransfer in der Unternehmenskultur dauerhaft zu verankern.

 

 

Plattform Agrarpraxisforschung

https://agrarpraxisforschung.de

Richtlinie zur Förderung der Energieeffizienz und CO2-Einsparung in Landwirtschaft und Gartenbau

https://www.ble.de/DE/Projektfoerderung/Foerderungen-Auftraege/Bundesprogramm_Energieeffizienz/Richtlinie-A/Wissenstransfer/Wissenstransfer_node.html