Auf den Hund gekommen

Bürohunde sind ein unterschätztes Thema im Recruiting, denn sie bieten enorme Chancen für das Personalmanagement. Klingt strange? Es sind Thesen des Internationalen Bürohundetages, der vom Bundesverband Bürohund veranstaltet wird. Völlig aus der Luft gegriffen ist das nicht.
Veröffentlicht am 15.06.2021
Auf den Hund gekommen

Seien wir realistisch: Es ist eher unwahrscheinlich, dass Sie ihre nächste Top-Nachwuchsführungskraft deshalb zur Vertragsunterzeichnung bringen, weil diese ihren Beagle mit ins Büro bringen darf. Mit dem Pitbull zum nächsten Mitarbeitergespräch oder mit dem Golden Retriever zum Bericht beim Vorstand? Klingt gewöhnungsbedürftig und ist sicher kein betrieblicher Alltag. Aber Fakt ist auch: Hunde sind gar nicht so selten in Büros anzutreffen, das hat wohl jede und jeder schon mal erlebt. Und es gibt auch durchaus prominente Beispiele dafür: Das reicht vom thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow bis zur Unternehmerin Maria-Elisabeth Schaeffler. Deren Hund geht laut einem Medienbericht sogar ohne seine Chefin ins Büro, wenn diese mal auf Dienstreise ist. Ob das stimmt, lässt sich kaum überprüfen und wenn, dann hat Schaeffler es in ihrer Position und mit ihrem Vermögen sicher leichter, als der oder die Durchschnittssachbearbeiterin. Aber auch ganz normale Führungskräfte wie beispielsweise Xenia Meuser, VP Human Resources bei Xing, haben zum Internationalen Bürohundetag 2019 Grußworte beigesteuert. Und im Medienkonzern Axel Springer gab es 2018 zu dieser Gelegenheit ein eigenes Event. Der nächste Internationalen Bürohundetag steht im Juni 2021 an und hier bekommen Sie jetzt schon Tipps und Hinweise, wie und warum Sie das Thema im Personalmanagement einsetzen können und welche Fallstricke lauern.

Stressminderung bei der Belegschaft
„Ein Bürohund sorgt für bessere seelische und körperliche Gesundheit, macht Unternehmen beliebter, unterstützt die Öffentlichkeitsarbeit, hilft beim Recruiting und optimiert die Ertragslage“, argumentiert der Internationale Bürohundetag. Steile Thesen, die aber durch nachvollziehbare Argumente unterstützt werden. Dass Tiere grundsätzlich einen positiven Einfluss auf Menschen haben können, ist kaum noch umstritten. Das gilt natürlich auch im Büro, wo wir einen erheblichen Teil unseres Tages verbringen. Laut dem Bundesverband Bürohund haben wissenschaftliche Studien gezeigt, dass ein Hund im Büro zur Stressminderung bei Beschäftigten beiträgt. Denn beim Streicheln würden das sogenannte „Liebeshormon“ Oxytocin und das „Glückshormon“ Dopamin freigesetzt. Das führe zur Minderung der „Stresshormone“ Cortisol und Insulin. Management-Professor Randolph Barker von der Virginia Commonwealth University hat das geringere Stressempfinden von Menschen mit Hund am Arbeitsplatz sogar nachgewiesen. Die Burnout-Gefahr am Arbeitsplatz soll sinken, in der Folge ebenso die Krankenkosten und -stände und die Mitarbeiterbindung stiegen, gibt der Bundesverband Bürohund an.

Stellenanzeigen mit Hund bekommen mehr Aufmerksamkeit
Laut einer von Xing durchgeführten repräsentativen Umfrage unter Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen lehnen 53 Prozent der Arbeitgeber Haustiere am Arbeitsplatz nicht grundsätzlich ab. Bei den Beschäftigten fordern 28 Prozent, dass Haustiere dort erlaubt sein sollten, mehr als ein Drittel findet, dass Arbeitgeber attraktiver werden, wenn sie Hunde am Arbeitsplatz zulassen und fast 40 Prozent glauben, dass Hunde Stress reduzieren und entspannend sind. Und nach dem Bundesverband verbessern sich nicht nur Betriebsklima und Loyalität der Beschäftigten, sondern auch die Arbeitgebermarke wird sympathischer und Stellenanzeigen mit Hinweis auf Bürohunde erhalten mehr Aufmerksamkeit. Externe Kommunikationsaktivitäten mit Hund erhielten gerade in den sozialen Medien mehr Reichweite – Katzenvideos sind ja legendär für ihre hohen Klickzahlen, aber auch Dog-Content erreicht im Internet teils enorme Aufmerksamkeit. Aber auch die Teambildung und die interne Kommunikation verbessere sich durch die Anwesenheit von Hunden.

Unterstützung bei der Hundebetreuung führt zu dankbaren Beschäftigten
Das Thema hat aber auch einen auf die Work-Life-Balance einzahlenden Aspekt. Denn wie bei der Kinderbetreuung oder bei Pflegethemen ist gerade ein Hund für Beschäftigte auch ein Stressfaktor. Anders als Katzen können Hunde nicht so gut alleine bleiben, schon die Gassi-Thematik begrenzt die Dauer der zeitlichen Abwesenheit von Herrchen oder Frauchen. Ein 8-Stunden-Tag mit zwei zusätzlichen Anfahrtstunden ist definitiv zu lang für die meisten Hunde. Gar nicht so selten müssen Beschäftigte deshalb auf Lösungen zurückgreifen, die unbequem oder teuer sind wie etwa Hundesitter oder den Hund im Auto zu lassen und alle paar Stunden mal zu besuchen. Unternehmen, die ihren Beschäftigten hier helfen, werden ähnliche Dankeseffekte ernten wie jene, die ihre Belegschaft bei Betreuungs- und Pflegethemen unterstützen. Und natürlich kann das dann auch zur Kommunikation beispielsweise in den sozialen Medien genutzt werden. Dass zufriedene Beschäftigte motivierter und produktiver sind, ist auch keine Neuigkeit und auf diesem Argumentationsstrang mag dann auch die zunächst wie eine ziemlich steile These wirkende Behauptung stimmen, dass Bürohunde die Ertragslage optimieren. Ob sich das im strengen betriebswirtschaftlichen Sinne messen lässt, mag man bezweifeln, aber andererseits: Im Unterschied zu vielen anderen Maßnahmen für die Erhöhung der Zufriedenheit der Beschäftigten – vom Tischkicker über den Fitnessraum bis zum Feel-Good-Manager – hat ein Bürohund auch noch den zusätzlichen Charme, nichts zu kosten.