Das sagen Agrarstudenten

Smart Farming zieht mehr und mehr in den beruflichen Alltag in den Ställen und auf den Feldern ein. Digitale Farm-Management-Systeme sollen Betriebsleitern und Betriebsleiterinnen die Arbeit erleichtern. Studierende an den Agrarfakultäten wünschen, dass die Universitäten künftig einen stärkeren Fokus auf diese neuen Technologien legen. Darüber hinaus wünschen sich die Fachkräfte von morgen, besser im Umgang mit Agrarrecht und einer kritischen Verbraucherschaft geschult zu werden.
Veröffentlicht am 12.08.2021
Das sagen Agrarstudenten

Bessere Vorbereitung auf technischer Ebene

„Mit meinem Studium der Agrarwissenschaften bin ich sehr zufrieden, es vermittelt breites Grundwissen über sehr viele Fachbereiche. Jedoch fühle ich mich auf der technischen Ebene nicht ausreichend vorbereitet auf das Berufsleben. Technisierung und Automatisierung haben sich schon längst in der Landwirtschaft etabliert und sind zukünftig unausweichlich. Um schon im Grundstudium besser mit der Digitalisierung in Kontakt zu kommen, wünsche ich mir einen besseren Einbezug heutiger technischer Standards, denn diese sind ein wichtiger Teil in der grünen Branche. Dazu gehört für mich auch, welche und wie Daten optimal gesammelt, ausgewertet und verwertet werden können. Zudem ist eine intensivere Einarbeitung in Systeme der elektronischen Datenverarbeitung wünschenswert, um persönlich für diesen immer wichtiger werdenden Bereich gerüstet zu sein.“ - Christoph Middendorf, 6. Semester, Bachelor of Science Agrarwissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Mehr internationales Wissen

„Im Studium der Agrarökonomie wurde großer Wert auf den interdisziplinären Austausch mit den Bereichen Umwelt und Ernährung gelegt. Davon habe ich sehr profitiert. Wie international die Agrarmärkte mittlerweile geworden sind, konnte ich im Studium aber nicht greifen. Um das Verständnis dafür aufzubauen, half mir mein Auslandspraktikum im südamerikanischen Exportgeschäft. Diese Chance hat nicht jede/r Studierende. Ich würde mir wünschen, dass im Studium noch stärker darauf eingegangen wird, warum einige Agrarprodukte in einigen Ländern vermehrt hergestellt werden und in anderen weniger. Mit diesem Wissen habe ich als Agrarökonomieabsolvent in dem internationalen Saatgutkonzern DSV einen klaren Vorteil für meinen Job.“ - Martin Bruns, Master of Science Agrar- und Ressourcenökonomie an der Justus-Liebig-Universität Gießen, Product Manager Market Intelligence & License bei der DSV AG

Agrarrecht und Entrepreneurship stärken

"Ganz explizit würde ich mir für die Agrarökonomie wünschen, schon im Studium die Gelegenheit zu haben, mehr mit Agrarsoftware zu arbeiten. Das würde beispielsweise zukünftigen Betriebsleitern sowie denen helfen, die gern in Richtung Beratung gehen möchten. Auch Agrarrecht sollte zumindest in Wahlmodulen auftauchen, da die rechtlichen Rahmenbedingungen und die gesamte Bürokratie der Branche nicht gerade unerheblich sind. Zudem wäre es interessant, vermehrt ins Entrepreneurship eingeführt zu werden. Es wäre schön, schon in den Hörsaalgebäuden zu erfahren, wie wir lernen, Marktchancen zu identifizieren und Geschäftsideen umzusetzen.“ - Lisa-Marie Paul, Masterstudiengang Agrar- und Ressourcenökonomie an der Justus-Liebig-Universität Gießen

Interdisziplinäre Weiterentwicklung

„Ich finde es gut, wenn die universitäre Lehre in den Agrarwissenschaften interdisziplinär weiterentwickelt wird und flexible Studienprofile ermöglicht werden. Damit meine ich zum Beispiel die Grundlagenausbildung in der Informatik – losgelöst von Pflanze oder Tier. Datenbank und Datenstrukturen, Algorithmen und die Basics einer Programmiersprache wie Python sind aus meiner Sicht wesentliche Elemente. Diese Werkzeuge werden gebraucht, um komplexe Herausforderungen der Nahrungsmittelerzeugung mit Klima- und Umweltschutz zu bearbeiten und innovative Lösungen auf den Weg zu bringen.“ - Sebastian Eichelsbacher, Masterstudent Agrarsystemwissenschaften an der Technischen Universität München

Kommunikation und PR in den Lehrplan

"Nach meinem Berufseinstieg ist mir bewusst geworden, dass sich Verbraucher und landwirtschaftliche Erzeuger beide ein gegenseitiges Vertrauen wünschen. Trotzdem kommt es in der Kommunikation oft zu Missverständnissen. Deshalb würde ich mir im Studium mehr Inhalte zu Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit in der Praxis wünschen. Wenn wir diese Skills beherrschen, könnte es uns zukünftig besser gelingen, den Verbraucher mitzunehmen.“ - Anna Farwick, Masterstudiengang Tierwissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Projektassistentin bei der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschland e.V.

Grundlagen der Informatik gefragt

„In meinem Agrarstudium hätte ich mir mehr Kurse zum Thema Digitalisierung in der Landwirtschaft gewünscht. Grundlagen der Informatik sowie Programmieren sind wichtige Kompetenzen für Absolventen*innen der Agrarwissenschaften besonders im Hinblick auf eine nachhaltige Landwirtschaft.“ - Ida Anheier, Prozess- und Qualitätsmanagement in der Landwirtschaft und Gartenbau, Humboldt-Universität zu Berlin

Kommunikation und PR in den Lehrplan

„Klimawandel, der Verlust an Biodiversität, eine stark steigende Weltbevölkerung und die Abnahme der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche durch Versiegelung und Desertifikation erfordern eine Anpassung der landwirtschaftlichen Produktion. Viel Potenzial bietet Regenerative Agriculture als Bewirtschaftungssystem, das sich auf Steigerung und Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, Erhöhung der Biodiversität und Erhalt natürlicher Wasser- und Stoffkreisläufe fokussiert. Ziel dabei ist neben einer nachhaltigen Produktion durch nachhaltige Intensivierung unter anderem eine höhere Resilienz gegenüber Klimawandel und Wetterextremen. Darunter fallen Maßnahmen wie zum Beispiel Direktsaat, Agroforst, Holistic Management und Mischkulturen genauso wie Anbau von Zwischenfrüchten und Untersaaten. Bisher finden sich diese Maßnahmen nur vereinzelt in den Lehr- und Vorlesungsplänen. Bei der Ausrichtung der landwirtschaftlichen und agrarwissenschaftlichen Bildung sollte Regenerative Agriculture zukünftig eine deutliche größere Rolle spielen.“ - Phillip Müller, Master of Science Nutzpflanzenwissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TH Köln

Quelle: agrarzeitung