Warum Unternehmen in Weiterbildung investieren sollten

In deutschen Unternehmen gibt es einen Boom an Weiter- und Fortbildungen. Dafür gibt es viele gute Gründe – auch im Agrarsektor, trotzdem hinkt dieser hinterher. Warum Betriebe aus dem Agrobusiness in Weiter- und Fortbildung, Seminare und Schulungen investieren sollten.
Veröffentlicht am 07.02.2022
Warum Unternehmen in Weiterbildung investieren sollten

Weiterbildung boomt in deutschen Unternehmen. Laut der Weiterbildungserhebung 2020 des Instituts der deutschen Wirtschaft wurden 2019 neue Rekorde erreicht: Fast 90 Prozent der Unternehmen hatten betriebliche Fortbildungen, Seminare oder Schulungen organisiert, mit einer durchschnittlichen Dauer von gut 18 Stunden pro Jahr und Mitarbeiterin oder Mitarbeiter. Beides sind neue Höchstwerte, allerdings bei sehr unterschiedlicher Verteilung in den Branchen. Spitzenreiter sind die Dienstleister und generell gilt: Je digitaler ein Betrieb, desto mehr Fort- und Weiterbildung wird benötigt und organisiert. Seit 2016 stiegen die Investitionen der Betriebe in Weiter- und Fortbildung, Seminare und Schulungen um 23 Prozent.

Laut dem im vergangenen Jahr erschienenen Nationalen Bildungsbericht sind demografischer Wandel, Migration und beschleunigte technologische Entwicklung die wichtigsten Gründe, warum Weiterbildung und Lernen im Erwachsenenalter zunehmend Aufmerksamkeit erhalten. Dabei gebe es einen Trend zu den sogenannten „non-formalen Bildungsaktivitäten“, der durch Corona weiter zugenommen haben dürfte. Laut Bildungsbericht hatte die Corona-Pandemie der Digitalisierung in der Weiterbildung bereits vor einem Jahr einen starken Schub gegeben, auch das dürfte seither noch zugenommen haben. Von digitalen Lern- und Bildungsangeboten können gerade auch Beschäftigte im Agrarbusiness profitieren, weil sich so Weiterbildung auch mit durch kaum beeinflussbare äußere Faktoren verpflichtend nötiger Anwesenheit im Betrieb vereinbaren lassen. Die Studie „Arbeitsmarkt Landwirtschaft in Deutschland – aktuelle und zukünftige Herausforderungen an die Berufsbildung“, die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Sommer 2020 veröffentlicht hat, zeigt aber, dass nur 27 Prozent der befragten Lehrkräfte in der deutschen Agrarwirtschaft in den vergangenen fünf Jahren (2014 bis 2019) eine Zunahme der Nachfrage nach ihren Fort- und Weiterbildungen festgestellt hat. Bei 35 Prozent ist sie ungefähr gleich geblieben, aber 28 Prozent geben eine Abnahme zu Protokoll. Mehr als zwei Drittel der befragten Lehrkräfte sind der Ansicht, dass landwirtschaftliche Arbeitskräfte zu wenig Fortbildungen nutzen.

Ja, Fortbildungen, Seminare und Schulungen kosten Geld, das vom Arbeitgeber aufzubringen ist. Deshalb gibt es noch immer viele Unternehmen, die darauf verzichten. Das mag auf kurze Sicht Geld sparen, ist aber langfristig nicht sinnvoll. Gerade in der Agrarwirtschaft, denn sie steckt in tiefen Strukturveränderungen. Die Digitalisierung der Technik in den Betrieben ist ein Faktor, aber auch die immer digitaleren Prozesse im nachgelagerten Agrarhandel oder in den zunehmenden Dokumentationsverpflichtungen. Aber auch Themen wie Unternehmensformen, Betriebsstrukturen und -größen, neue Produktions- und Wirtschaftsverfahren sowie zunehmende Spezialisierung und neue Erzeugungstrends (etwa Erbsen- oder Sojaanbau für die Produktion pflanzlicher Fleischalternativen uvm.) oder veränderte Anforderungen an Sachkundenachweise erzeugen Weiterbildungsbedarf. Zugleich verändern sich und steigen die gesellschaftlichen Erwartungen und Forderungen bei den Themen Verbraucherschutz, Nachhaltigkeit, Tierwohl, Biodiversität sowie Integration bzw. Inklusion. Das stellt die Berufsbildung in der deutschen Landwirtschaft vor neue Herausforderungen und erzeugt ebenfalls steten Bedarf an Weiter- und Fortbildung, Seminare und Schulungen.

Neben den harten betrieblichen Gründen für Fort- und Weiterbildung sollten Unternehmen nicht vergessen, dass es weitere gibt: Denn der Besuch von Seminaren oder Schulungen wird von den Beschäftigten häufig positiv wahrgenommen. Es ist eine Investition in die Qualität der Belegschaft, die zugleich auch Wertschätzung ausdrückt und dadurch in der Regel auch die Motivation verbessert. Bekanntlich steigt aber mit der Motivation auch die Leistung von Beschäftigten. Fort- und Weiterbildungen, Seminare und Schulungen kosten also nicht nur Geld, sondern bringen auch wirtschaftlichen Erfolg. Und das auf mehreren Wegen: Besser gebildete Beschäftigte können ihren Aufgaben besser nachkommen. Sie sind motivierter und dadurch auch zufriedener mit ihrem Arbeitsplatz. Fort- und Weiterbildungen können also auch zur Mitarbeiterbindung beitragen, und die ist kein unwichtiger Erfolgsfaktor in Zeiten des Fachkräftemangels. Hinzu kommt, dass Unternehmen mit gutem Angebot an Fort- und Weiterbildungen als attraktiv gelten und somit auch Vorteile bei der Personalgewinnung haben.