Wie gelingt die Bewerbung auf Englisch

Der Bauer und seine heimische Scholle sind Geschichte, das Agrarbusiness ist so international wie viele andere Bereiche der Wirtschaft. Arbeitskräfte werden international vermittelt, Stellen auf Englisch ausgeschrieben. Deshalb wird auch immer öfter eine Bewerbung auf Englisch nötig. Was gibt es dabei zu beachten?
Veröffentlicht am 26.01.2022
Wie gelingt die Bewerbung auf Englisch

Nicht nur für Auslandsstellen sind englische Bewerbungen nötig. Auch (internationale) Hochschulen und Business Schools verlangen immer öfter Bewerbungen auf Englisch. Deutsche Unternehmen, die weltweit aktiv sind, schreiben Positionen mit internationalem Einsatz ebenfalls gerne mal auf Englisch aus. Und wer sich auf eine Stelle in Deutschland bei einem Unternehmen mit Sitz im Ausland bewirbt, muss das Bewerbungsschreiben meist auch auf Englisch verfassen. Viele gute Gründe, sich dem Thema „englisches Bewerbungsschreiben“ einmal anzunehmen, denn hier lauern viele Fallstricke selbst für Menschen, die an sich sicher auf Englisch kommunizieren.

Amerikanisches oder britisches Englisch?
Auf den flüchtigen Blick mag die deutsche Bewerbung der englischen Application eng verwandt sein: Unserem Anschreiben entspricht im angelsächsischen Sprachraum der Cover letter, statt Lebenslauf schicken wir ein CV. Wer so und mit der Hilfe automatisierter Übersetzer an seine englische Bewerbung herangeht, hat eine hohe Chance zu scheitern. Denn trotz vordergründiger Ähnlichkeiten kommt es auf die Details an. Und auf die Unterschiede zwischen US-amerikanischen und britischen Gepflogenheiten, die sich schon in diesen Texteinstieg eingeschlichen haben. Die verwendeten englischen Begriffe sind beiden Sprachräumen entnommen. Cover letter kommt aus den USA, auf der britischen Insel ist eher Application letter gebräuchlich. Und anstatt deren Begriff „CV“ für den deutschen Lebenslauf wird in den USA das Wort „Resume“ verwendet.

Kleine aber feine – und wichtige – formale Unterschiede
Beim englischen Bewerbungsschreiben gibt es noch mehr solcher kleinen, aber feinen Unterschiede zwischen britischem und US-amerikanischem Englisch. Gar nicht so klein ist der im Datumsformat, auf der britischen Insel ist die kontinentaleuropäische Reihenfolge Tag / Monat / Jahr gebräuchlich. In den USA werden Monat und Tag vertauscht – die Datumsangabe 11 02 2022 wäre in Britannien ebenso wie auf dem Festland der 11. Februar – in den USA hingegen der 2. November. Sie würden damit entweder demonstrieren, dass Sie Ihrer Zeit weit voraus sind (die positive Interpretation) oder dass Sie schlicht keine Ahnung haben von den geschäftlichen Gepflogenheiten bei der Firma, bei der Sie sich gerade bewerben wollen – und damit sind Sie dann vielleicht schon raus aus dem Bewerberfeld. Tatsächlich fast schon eine Kleinigkeit ist es da doch, dass im britischen Sprachraum auf die Punkte im Datum verzichtet wird, in den USA durchaus auch Bindestriche gebräuchlich sind oder auch verschiedene ausgeschriebene Varianten (February 11, 2022 oder February the 11th, 2022). Auch im britischen Englisch gibt es Varianten mit oder ohne ausgeschriebenem oder abgekürzten Monat, stets aber fehlen die Punkte, die wir im Deutschen verwenden. Ähnlich winzige Unterschiede gibt es bei Anrede und Schlussformel, obwohl hier sowohl Briten wie Amerikaner meist die Formulierungen „Dear Mr / Ms“, „Dear Sir or Madam“ und „Yours sincerely“ bzw. „Yours faithfully“ verwenden. Im britischen Englisch ist aber hinter Anrede und Schlussformel kein Satzzeichen üblich, in den USA der Doppelpunkt nach der Anrede und ein Komma nach der Schlussformel. Anschreiben im britischen Englisch sollten eine Betreffzeile haben wie bei uns und dort den ausgeschriebenen Jobtitel wiederholen, in den USA ist eine Betreffzeile unüblich. Immerhin, nach all diesen unterschiedlichen Details: Einen Lebenslauf anzufügen ist hüben wie drüben des Atlantiks Pflicht.

Verschiedene Inhalte
Nach all diesen Formalien nun zum Inhalt: Dass Englisch nicht gleich Englisch ist, sondern es Unterschiede zwischen amerikanischem und britischem Englisch gibt, sollte bekannt sein. Bei Bewerbungen auf Englisch sollten Sie die jeweils passenden Formulierungen wählen, selbst wenn es später im Arbeitsalltag eher unproblematisch sein dürfte, mit Amerikanern britisches Englisch zu sprechen oder umgekehrt. Aber der Bewerbungsprozess ist eben auch auf Englisch ein stark formalisierter und reglementierter Moment. Auch in den USA, selbst wenn Sie Ihre englische Bewerbung dort eher etwas salopper formulieren können als in Britannien, wo beispielsweise Abkürzungen wie I’m statt I am verpönt sind. In beiden Sprachräumen ist übrigens die Bewerbung mit Anschreiben und Lebenslauf bereits vollständig, Zeugnisse werden in der Regel erst beim Vorstellungsgespräch verlangt und sollten dann übersetzt sein, ebenso Benotungen. Britische wie US-amerikanische Recruiter legen aber generell mehr Augenmerk auf Referenzen als auf Zeugnisse. In den USA werden auch „Complete Dossiers“ verlangt, dann sollen Zeugnisse und Referenzen schon mit Anschreiben und Lebenslauf gesendet werden. Und das Anschreiben einer englischen Bewerbung sollte nur in absoluten Ausnahmefällen länger als eine Seite sein. Eine gute Reihenfolge ist es, nach der Einleitung erst die Hard und dann die Soft Skills zu nennen. Im Unterschied zu kontinentaleuropäischen Bewerbungsschreiben kommt es in der englischen Bewerbung stärker auf die eigene Argumentation und Beweggründe an. Aber auch darauf, Faktenaussagen zu belegen. In den USA ist zudem ein kurz formuliertes Karriereziel oder „Mission Statement“ üblich, allerdings eher im Lebenslauf als im Anschreiben. 

Formale Schwächen können zum Malus werden
Denken Sie daran, dass formale Schwächen wohl nicht Ihre fachlichen Qualifikationen schmäler können, aber eben den Eindruck vermitteln, dass Sie sich im künftigen geschäftlichen Umfeld nicht sicher bewegen werden, und das ist sicher kein Bonus für Ihre Bewerbung. Achten Sie zudem bei Bewerbungen bei britischen und ganz besonders bei US-amerikanischen Unternehmen auf die dort teilweise stärker als bei uns gewichtete Diversität. So sind etwa anonymisierte Bewerbungen als Werkzeug gegen rassistische Diskriminierung oder die Benachteiligung von Frauen jenseits des Atlantiks viel weiter verbreitet. Es lohnt, einen Blick auf die Politik des Unternehmens zu werfen, an das Sie Ihre Bewerbung auf Englisch richten wollen, um dort nicht in Fettnäpfchen zu treten. Sie sind jedenfalls auf der sicheren Seite, wenn Sie Hinweise auf Religion, Hautfarbe (Rasse), Herkunft und Alter unterlassen.