You are here

Schwierige Kollegentypen und wie Sie reagieren können

Den Stresser, die Schleimerin, den Morgenmuffel und die Rechthaberin – es gibt einige Typen, mit denen wir immer wieder im Büro konfrontiert werden. Hier gibt's Tipps für den erfolgreichen Umgang
Veröffentlicht am 04.07.2023
Schwierige Kollegentypen und wie Sie reagieren können

Es gibt eine Reihe von exemplarischen Typen, die wir immer wieder als Kolleginnen und Kollegen im Büro treffen. Und egal wie nervig, unangenehm oder gar gefährlich wir sie finden: In der Regel werden wir sie nicht los – außer wir oder die kündigen. Beides ist keine wahrscheinliche Lösung. Was bleibt also? Zu versuchen, einen gangbaren Weg zur Zusammenarbeit zu finden. Denn es gibt ja keinen Grund, eine echte Auseinandersetzung zu suchen, wir müssen nicht mit den nervigen Kollegen in die Kantine oder zum Feierabendbier. Wir müssen „nur“ mit ihnen zusammenarbeiten. Es gibt Wege für einen möglichst leichten Umgang. Wenn es gut läuft, können wir die nervigen Seiten anderer sogar für unsere Zwecke einspannen. Hier kommen Rhetorik-Tipps gegen Büro-Nervensägen – denn letztlich bedeutet Zusammenarbeit ja vor allem Kommunikation. Und darum vorneweg auch ein guter Tipp für alle folgenden Typen: Nicht ärgern! Das bringt nichts.

Selbstverliebt und rechthaberisch

Zwei Eigenschaften, die gemeinsam oder getrennt auftreten und oft auf narzisstische Züge hindeuten. Der Selbstverliebte hält sich für den erfolgreichsten Mitarbeiter der Abteilung, des Unternehmens, des Universums. Deshalb hat er natürlich auch gerne recht. Rechthaber wiederum neigen zur Besserwisserei und zum Starrsinn, benutzen gerne Fremdworte und sind natürlich, je nach Selbstbewusstsein, auch perfekte Mitarbeiter. Zumindest in der Eigenwahrnehmung.

Für beide Typen gilt: Das nervige Verhalten nicht bestärken, etwa durch schmeicheln oder zustimmen. Aber auch die direkte offene Konfrontation führt in der Regel nicht zum Ziel. Das erreichen Sie am ehesten durch ruhiges, konstruktives Argumentieren und Kommunizieren. Keinesfalls sollten solche Kollegen und Kolleginnen pauschal und allgemein gelobt werden, das besorgen sie ja schon selbst. Gegen konkrete Anerkennung für konkrete Leistung spricht nichts. Versuchen Sie, Lob, Kritik oder Argumente als Frage zu formulieren oder mit einem „aber“. „Ich finde das einen wichtigen Punkt, aber löst das unser Problem mit xxx?“ „Das können wir natürlich versuchen, aber wie wäre es denn mit diesem Lösungsweg?“

Auf der Schleimspur

Wer auf dem Schulhof dem Lehrer die Tasche getragen hat, gibt im Büro grundsätzlich Chef oder Chefin recht. Kommen Vorgesetzte vorbei, wird die Leistung anderer kritisiert oder festgestellt, dass etwas schlecht läuft – gerne auch mal einen Ton zu laut.

Schleimer oder Radfahrer (Oben buckeln, nach unten treten) erhoffen sich Vorteile durch ihr Verhalten. Hier helfen zwei goldene Regeln: Ignorieren, denn es lässt sich so gut wie nie ändern. Und bei der Ansprache darauf achten, dass am besten niemand, auf jeden Fall aber keine Führungskraft in der Nähe ist. Denn dann tritt dieses Verhalten nicht auf und es lässt sich in der Regel ganz normal kommunizieren und zusammenarbeiten.

Hinten rum schlecht geredet

Es gibt kaum schlimmere Kollegen als Intriganten. Nicht jeder, der klatscht, ist ein Intrigant und nicht jeder Intrigant ist auch ein Schleimer, aber diese drei Verhaltensweisen können sich vermischen.

Beim echten Intriganten ist höchste Vorsicht geboten, Kontakte auf das allernötigste Minimum reduzieren. Gibt es konkrete Hinweise oder gar Beweise, können eigene Schritte so gut wie möglich dokumentiert werden, um im Falle eines Falles Belege zu haben. Je nach dem, wie stark Intrigen gesponnen werden, sollte ein Klärungsgespräch geführt werden, aber eher als letztes Mittel, denn es endet oft in offener Konfrontation. Nötigenfalls befreundete oder zumindest neutrale Kollegen, Betriebsrat oder gar Vorgesetzte / Rechtsabteilung hinzuziehen. Auf keinen Fall angreifbar machen, insbesondere nicht in der direkten Konfrontation und der Dokumentation (Datenschutz!).

In zwei Sekunden auf 180

Vom normalen Gespräch zum lauten, zornigen Wort und zurück binnen eines Arbeitstages – Choleriker sind nicht selten. Der Grund für ihre Wut liegt aber nicht in Fehlern oder dem Verhalten ihres Gegenübers, sondern in der cholerischen Persönlichkeit selbst. Was zum Auslöser wird, spielt kaum eine Rolle.

Direkter Widerspruch, Ironie, Beruhigungs-Rat oder Demut helfen nicht. Am besten ist: Ruhig und sachlich bleiben. Ist die Eskalation zu hoch, die Situation lieber ruhig, aber aufrecht, beenden und das Anliegen später aufs Neue angehen. Der Königsweg: Cholerikern das Gefühl geben, ernst genommen zu werden. Das kann gelingen, wenn Kritikpunkte oder Probleme, die in großer Rage ausgestoßen werden, aufgegriffen werden und mit eigenen Lösungsvorschlägen versehen werden.

Immer im Stress

Das kennen wir alle: Kurz vor Quartalsende kommt alles zugleich. Eine bevorstehende Messe löst Stress im Team aus. Solche Phasen gibt es, aber darum geht es bei diesen Typen hier nicht. Manche Leute sind einfach immer unter Zeitdruck, haben dauernd was anderes zu tun, verschieben jeden Termin. Stress ist bei ihnen Teil des Selbstbildes.

Im Alltag ist hier oft die Herausforderung, schnell mal etwas zu besprechen, ohne mit Verweis auf irgendetwas noch dringenderes abgewimmelt zu werden. Hier gilt: Gut vorbereiten, klar strukturieren, welche Infos unbedingt im Gespräch vermittelt werden müssen und welches Ergebnis dabei herauskommen soll. Danach sollte die konkrete Ansprache nicht mit dem schwachen „Haben Sie mal kurz Zeit“ erfolgen, denn darauf fällt ein brüskes „Nein“ sehr leicht. Besser ist eine Gesprächsanfrage mit konkreter Zeitangabe („können wir mal 15 Minuten miteinander sprechen“). Wenn dazu nicht die Frage kommt, ob es gerade passt, sondern ob es gerade schlecht ist, reagieren viele Gestresste mit „Nein, Nein, geht schon“ oder ähnlich. Falls das Ansinnen dennoch abgelehnt wird, bietet sich gleich die direkte Nachfrage an, wann es denn besser passt.

Kreativ, chaotisch und morgens mufflig

Nett, aber verpeilt. Morgens kaum ansprechbar. Zwei Klassiker im Büro, die relativ leicht zu händeln sind.

Bei Morgenmuffeln ist es natürlich am einfachsten, die Ansprache auf die Zeit zu verschieben, wenn die Person „in die Gänge gekommen“ ist. Ist das nicht möglich, hilft es, bedacht, ruhig und problembewusst vorzugehen. Beispielsweise mit Sätzen wie: „Es ist noch zu früh und zu wenig Kaffee in deinem System, ich weiß, aber ich brauche unbedingt jetzt Hilfe bei…“ Morgenmuffel sind oft freundliche und produktive Menschen, wenn sie erstmal loslegen und reagieren deshalb gut auf Hilfeersuchen. Eng verwandt sind die Kreativen, beide Typen sind häufig chaotisch veranlagt. Das kann zwar nerven, aber zum Ziel führt statt Kritik oder Änderungsversuchen eher positive Verstärkung und wenn das nicht reicht dann konstruktiv-aufbauende Kritik.

Redet und redet und redet und redet

Manche Kollegen und Kolleginnen finden einfach kein Ende. Sie hören sich selbst gerne sprechen und vermeiden so auch, sich in einen echten Dialog zu begeben. Selbst wenn sie interessante Dinge erzählen, nervt es irgendwann nur noch.

Hier braucht es Energie, um freundlich aber bestimmt zu unterbrechen. Auf passende Stellen achten und die Unterbrechung mit Zustimmung und eigenen Inhalten verbinden. Wird es gar zu arg, freundlich und wertschätzend, aber bestimmt das Gespräch beenden. Wer sich unsicher fühlt, mag zur Unterstützung eine Notlüge gebrauchen, ein wichtiges Telefonat wartet o.ä. Achtung: Das sollte nicht auffliegen, sonst geht die Taktik nach hinten los.

Das wird doch sowieso nichts

Pessimismus kann ansteckend sein, darin liegt auch seine größte Gefahr. Schwarzseher können aber auch deshalb nerven, weil sie die Leistungen anderer oder des Teams zerreden.

Zunächst einmal hilft es, zu unterscheiden, ob jemand echte bzw. mögliche Fehler oder Probleme entdeckt und dann auf das große Ganze überträgt. Oder ob es anlassfreies Meckern aus Prinzip ist. Überwiegt der zweite Punkt, helfen vermutlich eher die Tipps gegen Intriganten und Klatsch. Echte Pessimisten hingegen sind meist nicht von persönlicher Motivation getrieben, das sollten wir uns klar machen. Dann erkennen wir, dass nicht unsere Leistung angegriffen wird und können gelassen bleiben. Im besten Falle können wir die pessimistischen Beiträge sogar gezielt und konstruktiv aufgreifen, als Fehler-Suchsystem, und so im Team mit dem Pessimisten die gemeinsame Arbeit verbessern.