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Netzwerke in der Landwirtschaft

Frühmorgens in den Stall, den Tag über auf dem Schlepper, dazwischen Direktvermarktung und regionale Abnehmer betreuen, abends wieder Stall – wo bleibt da Zeit fürs Netzwerken? Und gehören Netzwerke nicht sowieso eher ins Büro? Falsch gedacht, auch im Agrargeschäft sind Netzwerke wichtig.
Veröffentlicht am 18.08.2025
Netzwerke in der Landwirtschaft

Und die meisten Landwirte und Landwirtinnen dürften sowieso bereits aktives Networking betreiben – oft ohne es so zu nennen. Netzwerke sind auch die Kontakte zu Kollegen und Kolleginnen im Ort und in der Region. Daraus entsteht oft direkte gegenseitige Hilfe – etwa bei der Ausleihe von Maschinen, im Falle von Krankheit, Unfall oder defekten Geräten, oder bei der Erledigung großer Aufgaben. Diese von selbst wachsenden Netzwerke entstehen oft schon in Schule oder Ausbildung, setzen sich in lokalen Vereinen fort und sind später schlicht Teil des Berufsalltags. Aber berufliche Netzwerke können mehr. Dafür ist etwas Aufwand und Engagement nötig – das Ergebnis reicht von mehr Erfolg mit dem eigenen Betrieb bis hin zur internationalen Karriere. Netzwerke können und sollten deshalb gezielt aufgebaut und gepflegt werden. Und das ist gar nicht so schwierig, selbst für Menschen, denen es etwas schwerer fällt, auf andere zuzugehen.

Analyse: Das Forschungsinformationssystem Agrar und Ernährung (FISA) von Bund und Ländern listet eine niedrige fünfstellige Zahl an Netzwerken für die Agrarbranche auf. Unter den mehr als 20.000 durchsuchbaren Netzwerken ist von regional bis international, von Forschung bis Förderung, von Ernährungswissenschaften bis Tierproduktion für alle was dabei. Entscheidend für die eigenen Networking-Aktivitäten ist, sich Gedanken darüber zu machen, warum die eigenen Netzwerke erweitert werden sollen. Denn Networking ist kein Selbstzweck, sondern soll konkreten beruflichen Zielen dienen.

Netzwerke können Vorteile bringen bei diesen Punkten: Karriereentwicklung, Kundengewinnung, Wissensaustausch, Kooperationen und geschäftliche Beziehungen, Beratung, Unterstützung, berufliche Sichtbarkeit, Ressourcen.

Umsetzung: Wer im Internet sucht, findet zahlreiche Anleitungen zum erfolgreichen Netzwerken. Das wichtigste Mittel ist: Offenheit und Verlassen des eigenen Dunstkreises. Online oder offline ist dabei nicht die entscheidende Frage, die meisten Netzwerke haben beides. Entscheidend ist hingegen: Anfangen. Also beispielsweise Veranstaltungen besuchen, von der Landwirtschaftskammer, von den regionalen Anbau- oder Züchtervereinigungen, von den regionalen landwirtschaftlichen Institutionen oder auch einfach Branchenveranstaltungen wie Messen, Fachvorträge. Auch die Mitgliedschaft in passenden Vereinen und Verbänden hilft beim Aufbau und der Erweiterung von Netzwerken.

Offenheit für die Ansichten und Meinungen anderer Menschen erleichtert den Netzwerkaufbau enorm. Wer mit einer offenen und interessierten Haltung auf eine Veranstaltung geht wird viel leichter neue Kontakte knüpfen.

Erwartungshaltung: Netzwerke sollen dem beruflichen Erfolg dienen, ja, aber das geschieht nicht sofort bei der Kontaktaufnahme. Networking ist ein mittel- und langfristiges Instrument. Wer sofort oder zu schnell Erwartungen oder gar Forderungen postuliert, schreckt neue Kontakte eher ab. Und Netzwerke funktionieren nur dann, wenn die Mitglieder geben UND nehmen. Wer ein Netzwerk lediglich braucht, um zu nehmen, aber nie etwas für das Netzwerk oder für Netzwerkkontakte tut, wird keinen dauerhaften Erfolg haben.

Schüchtern? Ja, die Kontaktaufnahme zu fremden Menschen fällt vielen Leuten schwer. Aber das lässt sich üben. Wer unsicher ist, sollte zunächst beobachten, wie sich anderen Leute auf einer Veranstaltung verhalten. Wenn dort in den Pause beispielsweise andere Besucher und Besucherinnen alleine herumstehen, sind das gute Gelegenheiten zur Kontaktaufnahme. Ebenso natürlich Personen, mit denen bereits zuvor Bekanntschaft besteht, und sei diese auch noch so flüchtig. Ebenso kann es hilfreich sein, nicht alleine sondern zu zweit Veranstaltungen zu besuchen – dann aber darauf achten, dass Verhalten und Kommunikation untereinander offen für Neue sind. Auch die Aufnahme eines Gespräches mit Fremden lässt sich trainieren, gute Gesprächseinstiege sind einfach – etwa Wetter, Thema der Veranstaltung, eigene praktische Erfahrungen und Probleme oder schlicht die Anreise.

In Kontakt bleiben ist dann der zweite wichtige Schritt nach der Kontaktaufnahme. Neben dem Austausch von Telefonnummer und/oder Visitenkarte kann auch die gegenseitige Vernetzung von digitalen Profilen (Facebook, Instagram Xing, LinkedIn usw.) dafür ein guter Weg sein.

 

Agrar-Netzwerke finden bei FISA

https://www.fisaonline.de/einrichtungen-finden/uebersicht-der-netzwerke-in-der-agrar-und-ernaehrungsforschung/