Wichtigster Tipp für das Vorstellungsgespräch

Beim Vorstellungsgespräch geht es ums Sprechen, das sagt ja schon das Wort. Bewerber oder Bewerberin trifft auf Angestellte des Unternehmens und bespricht die Bewerbung, die eigenen Voraussetzungen und was das Unternehmen bietet. So klar, so einfach, so unvollständig. Denn natürlich geht es im Vorstellungsgespräch darum, aber es zählt eben noch mehr als nur das, was gesagt wird.
Veröffentlicht am 04.04.2023
Wichtigster Tipp für das Vorstellungsgespräch

Sprechen ist nicht nur ein Akt von Zunge, Lippen, Kehlkopf, Hirn und Atem. Wir sprechen mit unserem gesamten Körper, unsere Gegenüber nehmen das wahr und lassen es in ihr Urteil einfließen. Selbstverständlich auch im Vorstellungsgespräch. Gestik, Mimik, Körperhaltung und der gesamte Habitus unserer Person wird als Körpersprache zusammengefasst, sie dient der nonverbalen Kommunikation. Das beginnt schon vor dem Vorstellungsgespräch, etwa wenn Recruiter beobachten, wie Bewerber oder Bewerberin sich während der Wartezeit oder beim Smalltalk vor Beginn des Gesprächs bewegen und welche Haltung sie haben. Der Händedruck bei Begrüßung und Verabschiedung spielt eine wichtige Rolle und in welcher Haltung jemand im Gespräch sitzt. Wird der Blick gehalten oder im Gegenteil Blickkontakt soweit wie möglich vermieden? Wir wissen alle aus dem eigenen Erleben, wie unterschiedlich Menschen uns ansehen – oder eben nicht. Penetrantes Starren kann als aggressiv oder dominant wahrgenommen werden, umgekehrt das Vermeiden von Blickkontakt als schüchtern, ängstlich, introvertiert. Und so geht es fort: Beine fest aufgestellt oder nicht, überkreuzt, breit gespreizt oder geschlossen? Aufrechter oder gebeugter Sitz? Schon Anfang der 1970er Jahre hat der US-amerikanische Psychologieprofessor Albert Mehrabian eine Studie veröffentlich, laut der Worte für weniger als zehn Prozent des Gesamteindrucks, den ein Mensch auf andere macht, verantwortlich sind, die Körpersprache hingegen für mehr als die Hälfte. Der Rest entfalle auf den Tonfall, in dem die Worte geäußert werden.

Aus dieser Studie wurden viele vereinfachende Regeln abgeleitet. Was man wirklich daraus mitnehmen kann, ist der grundlegende Rat, dass die drei Kommunikationselemente „Körpersprache“, „Tonfall“ und „Worte“ deckungsgleich sein sollten. Logisch, denn wer glaubt schon der Bewerberin auf die Stelle im Agrarhandel, die nach wachsweichem Händedruck mit verkneteten Fingern und auf dem Stuhl zusammengesunken in kaum zu verstehendem Flüstern behauptet, dass sie eine echte Verkaufsrakete sei? Allgemeingültige Regeln zu geben, ist schwierig, die oberste Prämisse muss Authentizität heißen. Geschulte und erfahrene Personaler erkennen schnell, wenn ihnen etwas vorgespielt wird. Bevor Sie also nun nach Tipps und Tricks für die richtige Körpersprache im Vorstellungsgespräch suchen, sollten Sie sich selbst ein wenig analysieren und kennenlernen, besonders natürlich die eigene Körpersprache. Dabei können ein Spiegel, eine Videoaufnahme oder Partner:in sowie Freunde und Freundinnen helfen. Eventuell auch ein gezieltes Training.

Aber natürlich googeln Sie ja trotzdem nach Tipps und Tricks, deshalb hier einige allgemein anerkannte Do’s & Dont’s:

  • Fester Händedruck, ohne dabei dem Gegenüber Quetschungen beizubringen.
  • Natürlicher Blickkontakt und angemessenes, freundliches Lächeln – kein Dauergrinsen – werden ebenfalls fast immer als angenehm empfunden. Sie müssen nicht vom Reinkommen bis zum Rausgehen ständig Blickkontakt halten, aber schauen Sie ihr Gegenüber an, wenn es spricht und ebenso wenn Sie selbst sprechen. Sitzen auf der anderen Seite des Tisches mehrere Leute, suchen Sie Blickkontakt mit allen.
  • Übertriebene oder einstudierte Gestik ist schlechter als gar keine. Sind Sie ungeübt in Gestik, besuchen Sie Kurse oder lassen Sie Arme und Hände einfach locker im Schoß oder auf den Beinen liegen. Definitiv kein gutes Bild geben Sie mit verschränkten oder hängenden Armen ab. Vor der Brust verkreutzte Arme signalisieren Abwehr, Distanz, Ablehnung.
  • Mit zurückgelehntem Oberkörper und breit gespreizten Beinen, einen Arm über die Stuhllehne hängend vor den Personalern fläzen ist ebenfalls ein No-Go. Besser: Aufrecht und doch locker sitzen, leicht vorgelehnt, Sprechern zugewandt.
  • Jedes Herumzappeln – mit Gliedmaßen, durch Herumspielen an Ringen, Ketten, Haaren oder Ohrringen und alle anderen Möglichkeiten, hektisch zu wirken, sollten Sie ebenfalls dringend vermeiden.