Lücken im Lebenslauf erklären

Auch wenn lückenlose Lebensläufe heute nicht mehr so streng gefordert sind wie noch vor zehn Jahren, so erschreckt doch viele eine längere Zeit ohne Anstellung. Dann kommt rasch Sorge auf: Wie wirkt das wohl bei der Vorauswahl, wie erkläre ich es beim Vorstellungsgespräch? Die gute Nachricht: Es gibt nur wenige Regeln für den Umgang mit Lücken im Lebenslauf. Und ein absolutes No-Go.
Veröffentlicht am 16.08.2022
Lücken im Lebenslauf erklären

Es gibt heutzutage keinen Grund mehr, Angst vor Lücken im Lebenslauf zu haben. Der Fachkräftemangel hat den Arbeitsmarkt generell freundlich für Bewerberinnen und Bewerber gestaltet. Das bedeutet aber nicht, dass sorglos mit Unterbrechungen der Karriere umgegangen werden sollte. Personalabteilungen sind sehr, sehr gut darin, solche Lücken in Lebensläufen und Bewerbungsunterlagen aufzuspüren. Denn aus ihrer Sicht sind zwei Punkte wichtig: Passen Bewerber und Bewerberinnen gut zum Unternehmen? Und gibt es vor der Einstellung Hinweise darauf, dass eine Person Schwächen hat, die sich nachteilig auf ihre Leistung auswirken könnten? Genau hier können Lücken ein starkes Indiz sein, auf das Personalabteilungen achten. Aber sie sind heute eher bereit, auch etwas krumme Lebensläufe zu akzeptieren. Vielerorts gelten diese sogar schon als Pluspunkt – wenn sie nachvollziehbar erklärt werden. Und genau das ist schon die wichtigste Regel im Umgang mit Lücken.

Doch bevor wir uns diese Regel genauer ansehen, wollen wir rasch das allerwichtigste No-Go abräumen: Lügen haben kurze Beine und fliegen leicht auf. Wer dabei erwischt wird, hat keine Chance mehr auf eine Anstellung, im Extremfall können Strafen, Schadenersatz oder fristlose Kündigung drohen. Vergessen Sie nie, dass in Personalabteilungen hunderte oder gar tausende von Bewerbungen bearbeitet werden und die Beschäftigten dort viel Erfahrung haben im Auffinden von Fehlern, Unklarheiten und Merkwürdigkeiten. Und dass gerade für die etwas seltsamen Stellen einer Biographie gerne Zeugnisse, Belege oder andere Nachweise angefragt werden. Und schon ist eine rasch dahin geschriebene Lüge ebenso rasch aufgedeckt.

Und diese Erkenntnisse lassen sich übertragen auf den Versuch, eine Lücke im Lebenslauf zu verstecken. Der Klassiker dafür sind unkonkrete Angaben wie Jahreszahlen ohne Monat. Standard ist das Format „01/2020 bis 12/2021“ für eine Anstellung, alternativ die Angabe konkreter Eintrittsdaten. Wer schreibt: „2020 – 2021 Firma XY“ provoziert Nachfragen. Denn dahinter kann sich eine Beschäftigungsdauer von zwei Jahren (Januar 2020 bis Dezember 2021) verbergen oder von nur sechs Wochen (Eintritt 1. Dezember 2020, Kündigung in der Probezeit Januar 2021). Die Angabe von Jahreszahlen ohne Monat oder Eintrittsdatum ist zwar keine Lüge, aber kaum eine Personalabteilung wird NICHT fragen, von wann bis wann genau diese Beschäftigung bestand. Und wer dann schon ins Stottern kommt oder so gezwungen wird, erst im Gespräch eine Lücke zu offenbaren, steht gleich schlecht da.

Nachdem wir nun also wissen, wie wir NICHT mit Lücken im Lebenslauf umgehen, können wir uns überlegen, wie wir es besser machen. Die Antwort darauf ist einfach: Offen und plausibel erklären. Aber was sind eigentlich Lücken? Es gibt keine feste Definition, aber man geht allgemein davon aus, dass eine Lücke in der Liste der vorherigen Anstellung erst ab zwei Monaten Dauer als auffällig wahrgenommen wird. Es gibt viele Gründe, warum Menschen zwei Monate lang oder länger keine Arbeitsstelle hatten, hier können nicht alle Berücksichtigung finden. Aber wer daran denkt, dass Bewerber und Bewerberinnen heute oft aus einer starken Position heraus agieren können, dass Unternehmen sich selbstbewusstes, aktives und kreatives Personal wünschen, der hat die wichtigste und auf die meisten denkbaren Gründe für Lücken im Lebenslauf zutreffende Regel schon zur Hand: Erklären Sie ehrlich, nachvollziehbar, offen und positiv. Wichtiger als das Suchen nach positiven Formulierungen – diese Listen mit Begriffen kennen Personalabteilungen sowieso – ist dabei, sich selbst ehrlich Rechenschaft darüber abzulegen, was in dieser Zeit passiert ist. Denn wer das für sich geklärt hat, kann es auch überzeugend in Bewerbung oder Gespräch erklären. Und bereiten Sie sich auch mit den folgenden Tipps schon dann auf die spätere Erklärung vor, sobald eine Lücke absehbar ist.

Kündigung/Arbeitslosigkeit

Bleiben Sie diskret und bei den Fakten, beschreiben Sie neutral, was aus Ihren Unterlagen hervorgeht. Stellen Sie dar, wie Sie sich um eine neue Stelle bemüht haben. Bei unverschuldeten Kündigungen darf ein Grund wie Insolvenz oder Umstrukturierung wg. Corona-Krise o.ä. genannt werden. Bei Eigenkündigung sollte ein positiver Grund wie „Wunsch nach neuen Herausforderungen“ o.ä. genannt werden. NIEMALS erwähnen, dass der alte Chef miese Führungsmethoden hatte o.ä. – selbst wenn es stimmt, werden Sie immer wirken wie ein Querulant. Wenn Sie aus einem für Sie nachteiligen Grund gekündigt wurden, ziehen Sie sich auf die Formulierung „Das Arbeitsverhältnis endete im November 2021.“ o.ä. ohne weitere Angaben zurück.

Krankheit

Es gibt keine Verpflichtung, ins Detail zu gehen. Die Angabe, dass Sie längere Zeit krank waren und nun wieder gesund und einsatzfähig reicht. Mehr dürfen Arbeitgeber nicht fragen.

Familie

Längere Auszeiten wegen Pflege von Kindern, Eltern oder anderen Angehörigen sind heute weit verbreitet. Es wirkt positiv, wenn Sie auch in dieser Zeit nachvollziehbar den Kontakt zum Arbeitsleben gehalten haben, beispielsweise durch kürzere Jobs in geringem Umfang oder Fortbildungen.

Private Gründe

Auszeit, Weltreise, Ehrenamt, Neuorientierung – alles kein Grund, sich zu verstecken. Im Gegenteil können auch hier positive Punkte hervorgehoben werden, beispielsweise das Erlernen neuer Sprachen oder die Kompetenz, sich in unbekannten und herausfordernden Situationen zu behaupten. Auch die Ausbildung sozialer Kompetenzen klingt für viele Personalabteilungen sehr gut.