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Grüne Berufe - Vielseitig, naturverbunden, bodenständig

Ein Beitrag des Magazins Forum Moderne Landwirtschaft
Veröffentlicht am 11.01.2023
Grüne Berufe - Vielseitig, naturverbunden, bodenständig

Zum Artikel des Magazins "Forum Moderne Landwirtschaft"

Rund 3500 Jobsuchende hat die Personalagentur AgroBrain, das Karriereportal der „Agrarzeitung“, aktuell in ihrer Datenbank registriert. Seit über elf Jahren vermittelt die Jobbörse freie Stellen für Vertriebsmitarbeiter im Bereich Futtermittel oder Pflanzenbau, Referenten im politischen Agrarbereich, Betriebsleiter, Geschäftsführer, Labormitarbeiter oder Landmaschinenmechatroniker. Eben alle Berufe im vor- und nachgelagerten Gewerbe der Agrarbranche. 

Brigitte Schwalen ist seit drei Jahren für AgroBrain tätig. Als Headhunterin sucht sie Mitarbeiter für Arbeitsplätze in ganz Europa. Ihre Trefferquote liegt bei rund 75 Prozent. Die ehemalige  Vorstandssekretärin und Marketingspezialistin lebt selbst auf einem landwirtschaftlichen Betrieb. „Ich kann mich sehr gut in die Arbeitgeber hineinversetzen und verstehe, welches Know-how ein Bewerber mitbringen sollte.“ So war sie auch davon überzeugt, dass  Friedrich Brinkmann genau der richtige Vertriebsmitarbeiter für den belgischen Saatgutzüchter SESVanderHave ist. Der 27-Jährige hat nach einer landwirtschaftlichen Lehre Agrarwissenschaften studiert und sich auf Agribusiness spezialisiert. Er verfügt über umfangreiche unternehmerische und landwirtschaftliche Kenntnisse. 

Lösungen suchen 

„Meine Aufgaben bestehen aus einem Mix aus Büroarbeit und Betreuung der Landwirte vor Ort. Ich berate sie, welche Zuckerrübensorten für sie geeignet sind, oder suche eine Lösung für die Optimierung ihres Zuckerrübenanbaus. Insgesamt betreue ich etwa 1500 Kunden  in einem Umkreis von rund 200 Kilometern“, erzählt Friedrich Brinkmann, der seit zwei Jahren für das Unternehmen tätig ist. Abends und an den Wochenenden hilft der Vertriebler seinen Eltern auf dem Hof. In der Erntezeit nimmt er  sich Urlaub. Friedrich Brinkmann ist sehr zufrieden mit seiner vielseitigen und kommunikativen Tätigkeit. „Man muss zwar zeitlich sehr flexibel sein, aber dafür bin ich viel in der Natur und kann meinem Interesse an Pflanzen und Böden nachkommen.“ Eines Tages würde er gerne den elterlichen Hof im Haupterwerb übernehmen. „Aber die politische Lage ist so unsicher für die Landwirte in Deutschland, dass ich froh bin, mir mit dem Außendienstjob ein zweites Standbein aufgebaut zu haben.“ 

Neues etablieren 

Lena Schlößer vermittelte Brigitte Schwalen eine Vertriebsstelle im Agrar- Team von Emiko, ein Unternehmen, das Produkte mit effektiven  Mikroorganismen entwickelt und vertreibt. Diese werden in den Bereichen Gesundheit, Haus und Garten sowie in der Landwirtschaft eingesetzt. „Effektive Mikroorganismen stammen aus der Natur und befähigen sie, wieder das zu tun, worin sie so beeindruckend gut ist. So werden effektive Mikroorganismen gezielt im Produktionskreislauf in der Landwirtschaft genutzt, um zum Beispiel ein gesundes Bodenleben zu fördern oder Bodenprozesse, die ins Ungleichgewicht geraten sind, zu stabilisieren“, erzählt die 27-jährige Agrarwissenschaftlerin und Pflanzenbauexpertin, die ihr Studium an der Universität Bonn mit dem Bachelor und Master abschloss. Egal ob Biobetrieb oder konventioneller Hof, eine regenerative Landwirtschaft setze sich in Deutschland immer mehr durch, sagt die Vertrieblerin, die im Auftrag ihres Unternehmens auch Veranstaltungen wie Feldtage organisiert und Kampagnen entwickelt sowie Studien aufarbeitet. „Das ernsthafte Interesse an nachhaltigen Lösungsansätzen in der Landwirtschaft nimmt immer mehr zu“, sagt Lena Schlößer. „Ich wollte gerne etwas Sinnvolles tun, womit ich die  landwirtschaftlichen Betriebe unterstützen kann.“ Sie hat Spaß an ihren vielfältigen Aufgaben und an der Ehrlichkeit und Bodenständigkeit ihres beruflichen Umfelds. „Ich bin nah an der Landwirtschaft und erlebe mit, was sie bewegt und wo die Herausforderungen liegen. Dadurch erkenne ich, wie man die Branche unterstützen und etwas für die nachfolgende Generation tun kann.“

Dr. Christoph Hauser ist Agrarwissenschaftler und promovierter Pflanzenzüchter. Nachdem er 25 Jahre lang als Geschäftsführer eines Saatgutunternehmens arbeitete, schlug ihm Brigitte Schwalen einen Wechsel zur Vereinigte Saatzuchten Genossenschaft vor. „Mich reizt die Aufgabe, die Genossenschaft auf die Zukunft vorzubereiten, die strategische Unternehmensentwicklung national und international neu auszurichten und das traditionelle Geschäft zu stärken, effizienter und profitabler zu gestalten“, sagt der geschäftsführende Vorstand der Vereinigte Saatzuchten eG. Der 59-Jährige hat das Ziel, das klassische Handelsgeschäft mit Saatgut mit einem neuen Bereich, dem Energiesektor, zu verknüpfen und auf diese Weise ein Zusatzgeschäft zu entwickeln. „Landwirtschaftliche Betriebe haben neben ihrer klassischen Produktion von Kulturpflanzen, Milch oder Fleisch vielfach ein weiteres Standbein aufgebaut wie den Verkauf ihrer Produkte in einem Hofladen oder die Produktion von Energie. Letzteres schwebt mir mit erneuerbarer Energie vor.“ Die Agrarbranche sei ein Umfeld, das eine lebenslange Abwechslung garantiert: „Ob im Pflanzenbau, in der Fleischproduktion, der Mitarbeiterführung oder der Auseinandersetzung mit politischen Regularien, die Branche bietet ein facettenreiches Spannungsfeld“, erzählt Dr. Hauser. „Durch die Komplexität und die vielen unsicheren Komponenten, die die Landwirtschaft beeinflussen, wie etwa der Klimawandel, entstehen immer neue Berufsbilder. Ein Beispiel sind die Pflanzentechnologen. Sie beschäftigen sich mit der Züchtung und Verbesserung von Kulturpflanzen. Dazu planen sie Feldversuche und Untersuchungsreihen, führen diese durch und dokumentieren Arbeitsschritte und Ergebnisse am PC. Der Beruf trägt wesentlich zum Züchtungsfortschritt und zur Leistungssteigerung unserer regionalen Kulturpflanzen bei und stärkt dadurch die Landwirtschaft“, erläutert er. „Wenn ich im Pensionsalter bin, möchte ich Bauer werden. Mit der Natur zu arbeiten und gleichzeitig betriebswirtschaftliche Systeme zu steuern, das ist meine Leidenschaft.“ 

Quelle: Magazin Forum Moderne Landwirtschaft